Gold-Silber-Dilemma

Veröffentlicht am 26. Dezember 2024 um 04:00

Wer Hiob kennt, weiss, da geht es um alles. Oder besser gesagt um nichts. Denn er hat alles verloren und steht vor dem Nichts. Scherbenhaufen total. Mit Scherben ritzt er sich durch seinen Leidensweg. Schmerzgequält.

 

Seine drei Freunde tun in den ersten sieben Tagen der Trauerbegleitung nichts. Sind stumm. Sitzen neben ihm. Das Nichtstun ist vielleicht ihr bestes Tun. Wortlos lassen sie dem Verzweifelten Raum und Zeit. Halten aus.

 

Dann tut Hiob den Mund auf und klagt. Lässt seinem Schmerz freien Lauf. Zerriss und Leid finden Sprache. Die drei Freunde tun es ihm gleich. Doch ihre Worte sind mehr Peitschenhiebe als Salböl auf Hiob’s Wunden.

 

Teilen aus. Teilen ein. Kategorisieren. Den Hiob. Gott. Setzen Hiob auf die Anklagebank ihrer theologischen Argumente. Aus Freunden werden Richter.

 

Einer schweigt. Er, der am meisten zu sagen hat. Gott. Als es nichts mehr zu sagen gibt, redet er. Wiederherstellung auf seine Weise. Nicht zimperlich. Doch heilsam. Zuerst mit Hiob. Dann mit seinen Freunden. Rückt Verrücktes zurecht. Lässt dabei Fragen offen. Mutet Hiob zu. Lässt Hiob aber nicht mutlos hängen. Sucht Begegnung. Begegnungsheilung. Von Angesicht zu Angesicht.

 

Zuletzt wird der Angeklagte Hiob zum Fürsprecher seiner Ankläger. Diesen seinen Freunden. Vor Gott. Weil dieser es so anordnet.

 

Fraglos viele Fragen:

 

Wann wird Leid beschwiegen? Halte ich mit aus? Wie lange? Und wo und wann muss Leid Ausdruck in Worten, Taten und Emotionen finden?

 

Was suche ich letztlich? Leiderklärung oder Leidtragkraft. Wer gibt mir die Kraft Leid zu tragen? Beziehung? Zum Nächsten? Zu Gott?

 

Reden ist Silber. Schweigen ist Gold. Manchmal umgekehrt richtig. Nicht selten wähle ich die falsche Option. Lernpotential vorhanden.

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