Gott wird Mensch. Mensch, Dank sei Gott. 

Adventsreise nach Bethlehem: 

Go tell it on the mountain








Lange ist es her: die 2 Jahre im TSC in Bettingen  :-)



Weihnachtliche Zutaten

 

Stille Nacht

Bekannte Weihnachtslieder und ihre Geschichte «Stille Nacht, heilige Nacht»

Von Joseph Franz Mohr

«Stille Nacht, heilige Nacht» ist das weltweit bekannteste Lied zu Weihnachten, es wurde in mehr als 300 Sprachen übersetzt und die UNESCO erklärte es sogar zum Weltkulturerbe – mit der Begründung, dass es zeige, wie und warum man Weihnachten feiere.

Doch woher kommt dieses Lied eigentlich?

Joseph Franz Mohr erblickte am 11. Dezember 1792 in Salzburg als uneheliches Kind das Licht der Welt. Sein Start ins Leben glich der stillen, heiligen Nacht bei der Geburt von Jesus nur insofern, als auch er in sehr einfache Verhältnisse hinein geboren wurde. Die Geburt fand zwar nicht im Stall statt, aber in einem Armenhaus. Seine Kindheit verbrachte Mohr bei seiner Mutter.

Nur durch die finanzielle Unterstützung eines Dom-Vikars, der Mohrs musikalisches Talent früh erkannte und schätzte, konnte er später das Gymnasium besuchen und im Anschluss Theologie studieren. Mohr erhielt 1815 die Priesterweihe. Dies war eine grosse Ausnahme, ein eigentliches Wunder, da eine Weihe für uneheliche Kinder damals nicht vorgesehen war.

Ein Jahr später schrieb er in seiner Zeit als Hilfspriester das Lied «Stille Nacht, Heilige Nacht» in einem kleinen Dorf namens Mariapfarr bei Langnau. Eigentlich war es mehr ein Zufall, dass das Lied 1818 in einer Kirche in Oberndorf bei Salzburg zum ersten Mal gespielt wurde: Die Orgel fiel an diesem Abend aus. Mohr, der als Hilfspriester an diesen Ort gewechselt war, steckte spontan seinem Freund, dem Dorflehrer und Organisten Franz Xaver Gruber, ein Gedicht zu. Dafür wünschte er sich eine passende Melodie. Gruber komponierte sie noch am selben Tag!

Das Lied wurde im Weihnachtsgottesdienst uraufgeführt, vor einfachen und ärmlichen Gottesdienstbesuchern. Wenig später war es dann weltberühmt. Doch zuerst hat man es vergessen. Erst Jahre nach der weihnachtlichen Uraufführung fang man das Notenblatt zufällig beim Reparieren der Orgel. Ein Orgelbauer nahm es mit nach Tirol. Nur wenig später nahm eine bekannte Sängerfamilie im benachbarten Deutschland «Stille Nacht» bei einer Konzerttournee ins Repertoire auf.

Dann verselbständigte sich die Geschichte dieses unscheinbaren Liedes. Bald sang man es in Amerika und in der britischen Königsfamilie. Der Erfolg war überall derselbe. Damals wie heute spendet dieses Lied vielen Menschen Trost, vor allem mit der Kernaussage «Christ, der Retter ist da.»

Denn das war die Hauptbotschaft und es ist auch heute die Erfüllung menschlicher Sehnsucht an Weihnachten, die ein einfacher Organist und ein armer Hilfspfarrer in ein Lied für die Ewigkeit gossen.

 

Quelle: © Christliche-Feiertage.ch, 06.12.2019 – Andreas Räber, GPI® Coach Tipp: Anstubser.ch: kostenlose, wöchentliche Inputs für den Beruf- und Lebensalltag


Macht hoch die Tür

Macht hoch die Tür

Eine unruhige Zeit

Der Dreissigjährige Krieg war eine mehr als unruhige Zeit. Eine ganze Generation lebte in der ständigen Unsicherheit, wie es weitergehen würde. Der Krieg stand immer vor der Tür. Friede war ein Fremdwort. In dieser Zeit arbeitete Georg Weissel, Theologe und Musiker, als Pfarrer an der neuerbauten Rossgärtnerschen Kirche im ostpreussischen Königsberg. Eigentlich gab es nur wenig Anlass, zu hoffen. Doch Weissel stellte sich den schwierigen Zeiten. Er hoffte, dass die biblische Wirklichkeit Auswirkungen auf die Realität hätte. Weissel verfasste zahlreiche Lieder. Bis heute wird allerdings hauptsächlich eines gesungen:

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit;
es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller Königreich,
ein Heiland aller Welt zugleich,
der Heil und Leben mit sich bringt;
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
mein Schöpfer reich von Rat.

Psalm 24 und mehr

Zur Einweihung der neuen Altrossgärtner Kirche und der eigenen Amtseinführung verfasste Weissel unter anderem seine bekannte Vertonung von Psalm 24.

Er selbst beschreibt die Entstehung folgendermassen: «Neulich, als der starke Nordoststurm von der nahen Samlandküste herüberwehte und viel Schnee mit sich brachte, hatte ich in der Nähe des Domes zu tun. Die Schneeflocken klatschten den Menschen auf der Strasse gegen das Gesicht, als wollten sie ihnen die Augen zukleben. Mit mir strebten deshalb noch mehr Leute dem Dom zu, um Schutz zu suchen. Der freundliche und humorvolle Küster öffnete uns die Tür mit einer tiefen Verbeugung und sagte: 'Willkommen im Hause des Herrn! Hier ist jeder in gleicher Weise willkommen, ob Patrizier oder Tagelöhner! Sollen wir nicht hinausgehen auf die Strassen, an die Zäune und alle hereinholen, die kommen wollen? Das Tor des Königs aller Könige steht jedem offen'.» Weissel bedankte sich bei seinem Küster: «Er hat mir eben eine ausgezeichnete Predigt gehalten!» Und er machte daraus am selben Abend das bekannte Weihnachtslied.

Das verschlossene Tor

Allerdings gab es dabei einen Wermutstropfen. Neben der Kirche wohnte der reiche Geschäftsmann Sturgis. Wegen der unruhigen Zeiten hatte er sein Grundstück abgesichert und mit Toren abgeschlossen. Natürlich war dies sein gutes Recht, doch gerade hinter seinem Grundstück befand sich das Armen- und Siechenheim des Ortes. Die Menschen, die dort lebten, konnten nun nicht mehr auf kurzem Wege in die Stadt oder die Kirche gehen. Sie mussten einen weiten Umweg nehmen. Viele waren dadurch abgeschnitten, sie hatten keine Möglichkeit mehr, am Gemeindeleben teilzunehmen. Georg Weissel hätte das hinnehmen können, doch das wollte er nicht.

Der Weg ist frei

Am vierten Advent kam Weissel mit dem Kurrendechor zu Sturgis' Haus. Zahlreiche arme und gebrechliche Leute aus dem Armenhaus hatten sich ihm angeschlossen. Weissel selbst hielt eine kurze Predigt. Er hatte seine Stelle gerade erst angetreten und stand vor der Haustür seines reichsten Gemeindegliedes. Aber er sprach davon, dass viele Menschen dem König aller Könige, dem Kind in der Krippe, die Tore ihres Herzens versperrten, sodass er bei ihnen nicht einziehen könne. Und er wurde sehr konkret: «Heute, lieber Herr Sturgis, steht er vor eurem verriegelten Tor. Ich rate euch, ich flehe euch an bei eurer Seele Seligkeit, öffnet ihm nicht nur dieses sichtbare Tor, sondern auch das Tor eures Herzens und lasst ihn demütig mit Freuden ein, ehe es zu spät ist.» Dann sang der Chor: «Macht hoch die Tür, die Tor macht weit! Es kommt der Herr der Herrlichkeit…»

Der Geschäftsmann stand da wie vom Donner gerührt. Noch bevor das Lied verklungen war, griff er in die Tasche und holte den Schlüssel zum Tor heraus. Er sperrte die Pforten wieder auf und sie wurden nie mehr verschlossen.

Die Heimbewohner hatten ihren Weg zur Kirche wieder, der im Ort noch lange Zeit «Adventsweg» genannt wurde.  

(Quelle: Wikipedia)


Oh du fröhliche

Bekannte Weihnachtslieder und ihre Geschichte «O du fröhliche»

Von Johannes Daniel Falk

Eines der bekanntesten Weihnachtslieder und seine Geschichte hier kurz vorgestellt: «O du fröhliche»

Ein kindliches Lied zu schreiben, das war die Absicht des Dichters und Komponisten Johannes Daniel Falk (1768 -1826).

Falk war der Vater des Weimarer Waisenhauses «Lutherhof». Als sehr wissenshungriger Sohn eines armen Perückenmachers, wuchs er in Danzig auf. Der Junge sparte jeden Groschen für Bücher, später konnte er auf Kosten der Stadt studieren.

Nach der Völkerschlacht bei Leipzig (1813) ging die Typhusseuche durch ganz Deutschland. Falk verlor vier seiner sieben Kinder. Dieser Schicksalsschlag führte ihn näher zu Gott. Daniel Falk hatte bereits durch seine Mutter, die in eine Brüdergemeinde ging, den christlichen Glauben vorgelebt bekommen. In dieser schwierigen Zeit fand Daniel zum Glauben, obwohl sein soziales Umfeld mehrheitlich gegen christliche Werte war.

Diese neue innere Ausrichtung prägte sein zukünftiges Leben. Er sammelte Waisenkinder auf den Landstrassen auf und gründete ein Waisenheim. Seine Devise: «Unsere Anstalt hat drei Schlüssel: den Schlüssel zum Brotschrank, zum Kleiderschrank und zum Himmel».

Insbesondere für seine Waisenkinder veröffentlichte er das Liederbuch «Der Freund in der Not», darin enthalten das Lied «Oh du fröhliche».

Ein sizilianisches Fischerlied bildete die Grundlage für die Melodie. Als Johannes Daniel Falk das Lied unters Volk brachte, wurde es sofort aufgenommen. «Ich sprach es den Kindern in der Sonntagsschule zwei Mal vor, da konnten sie es alle.»

 

Quelle: «Bekannte Lieder – wie sie entstanden», Wolfgang Heiner und Wikipedia.org ©

Christliche-Feiertage.ch, 19.1.2015 – Andreas Räber, GPI® Coach Tipp: Anstubser.ch: kostenlose, wöchentliche Inputs für den Beruf- und Lebensalltag


Die Nacht ist vorgedrungen

"Die Nacht ist vorgedrungen"

Jochen Klepper erlebt die Dunkelheit selbst, die er in seinen Texten beschreibt. Trotzdem hält er an Gott als dem guten Vater fest. Ein Einblick in sein Leben.

Die Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges sind für den evangelischen Liederdichter Jochen Klepper gespaltene Jahre. Beruflich bringen sie ihm endlich den ersehnten Erfolg. Privat nimmt der Druck der Nazis auf seine jüdische Frau Johanna und ihre Töchter aus erster Ehe Renate und Brigitte ständig zu.

Den Nazis ist Kleppers Christus zu schwach

Das neue Jahr beginnt, wie das alte geendet hat: mit Kirchenliedern. Weihnachten war nur der Auftakt – Jochen Klepper hat ja vor, Lieder für den ganzen Jahreskreis zu schreiben. "Kirchenlieder und immer wieder nur ein großes Buch: dahin verdichten sich alle meine Wünsche", trägt er am 11. Januar ins Tagebuch ein.

1938 wird in der Tat sein Jahr der Kirchenlieder, auch wenn das zu dem Zeitpunkt noch nicht absehbar ist. Erst einmal gibt es einen Nackenschlag. A. R. Meyer hat ihn in die Reichsschrifttumskammer einbestellt und sich unmissverständlich zu seinen eingereichten Manuskripten geäußert. "Man wendet sich – 'beratend, nicht eingreifend' – gegen meine geistlichen Gedichte. Und nun wurde es ganz klar ausgesprochen: 'gegen die knechtische Haltung, wie sie der neue Geist bekämpft, der Gestalt Christi gegenüber'." Das zielt auf das "Neujahrslied", mit den in der Zwischenzeit entstandenen neuen Liedern hat sich Meyer noch nicht befasst. Er hat die Veröffentlichung nicht verboten, aber er hat Jochen Klepper einmal mehr eingeschüchtert.

Die nächsten Monate gehören zu den produktivsten in Jochen Kleppers schriftstellerischer Laufbahn.

Und das trotz widrigster äußerer Umstände: Das Regime zieht der "Bekennenden Kirche" gegenüber die Daumenschrauben an, so wird Pfarrer Martin Niemöller am 2. März ins Konzentrationslager Sachsenhausen überführt als "Persönlicher Gefangener des Führers".

Hanni und die Töchter sind fast im Wochentakt mit neuen Zumutungen, neuen Ausbrüchen von Judenhass konfrontiert. Die angekündigte Enteignung des Hauses macht Sorgen, die Kleppers müssen einen anderen Platz zum Leben suchen und erwägen zwischendurch selbst so bizarre Varianten wie "zurück nach Beuthen" (Jochen Kleppers Geburtsstadt) oder eine Übersiedelung in die Herrnhuter Gemeinschaftssiedlung Gnadenfrei im Eulengebirge. Außerdem liegt Kriegsgefahr in der Luft.

Zu Pfingsten 1938 entsteht das "Mittagslied".

Der Tag ist seiner Höhe nah.
Nun blick zum Höchsten auf,
der schützend auf dich nieder sah
an jedes Tages Lauf ...

Jochen Klepper bekennt dem Tagebuch, dass ihm gar nicht feiertäglich zumute ist. Aber "nach neuen Kirchenliedern ist immer wieder der Friede, der im Herzen immer herrscht, auch in den Sinnen und Nerven". Das Verfassen geistlicher Gedichte verschafft ihm innerlich Luft, ereignet sich in einem Freiraum, den niemand einengen oder beschneiden kann.

Acht Jahre Sehnsucht gestillt

Hanni Klepper hat die Wirkung der geistlichen Gedichte und Lieder zu spüren bekommen. Sie tippt und vervielfältigt die Manuskripte, sie ist den Gedanken immer als Erste ausgesetzt gewesen, und sie gehen ihr nicht nur gefühlsmäßig ans Herz. Offensichtlich haben ihr auch und gerade die Gedichte einen Zugang zum Glauben ihres Mannes eröffnet. Jochen Klepper registriert es beglückt. Die Eheleute rücken innerlich noch enger zusammen. "Alles, was wir erleben, macht uns nur noch einiger miteinander und inniger zueinander." Acht Jahre lang hat Jochen Klepper sich danach gesehnt, auch seinen Glauben mit Hanni teilen zu können. Nun erlebt er "dieses zerrissene und bedrohte Jahr" auch in dieser Hinsicht als "ein solches Geschenk".

Bis zur Auslieferung des "Kyrie" gehen nur wenige Wochen ins Land, aber was passiert in dieser kurzen Zeit alles: Renate hat tatsächlich eine Schneiderlehre in Aussicht, muss aber vorher ein Haushaltspflichtjahr absolvieren (das ist seit Februar 1938 für alle Schulabgängerinnen bis zum 25. Lebensjahr verpflichtend angeordnet, auch für Abiturientinnen; alternativ ist auch ein halbes Jahr "Reichsarbeitsdienst" möglich – aber nur für "arische" Mädchen).

Familie Milch in Wolfshau nimmt Renate für dieses Pflichtjahr gern auf. Besorgnis erregt allerdings, dass ein paar Kilometer weiter jenseits der Grenze zur Tschechoslowakei bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen, künstlich geschürt von den sudetendeutschen Nationalsozialisten, und dass die Wehrmacht im Riesengebirge massiv Truppen zusammenzieht.

Die "Arisierung des Geschäftslebens" (LTI, in Jochen Kleppers Tagebuch ohne Anführungszeichen) wird gnadenlos durchgezogen. Jüdische Ärzte wissen seit dem 3. August, dass sie ihre Praxen bis zum 1. Oktober auflösen müssen. Die "Arisierung" des Grundbesitzes wird der nächste Schritt sein – Hanni bekommt im August zwar von der Dresdner Bank noch einen Zwischenkredit verlängert und erhöht, aber wenige Tage später lässt die Bank das Geschäft platzen. Damit wackelt die Finanzierung des Hausbaus in Nikolassee wieder. Trotzdem erfolgt am 25. August 1938 in der Teutonenstraße 23 die Grundsteinlegung.

 

Wie weit kann Liebe gehen?

In derselben Woche sorgt die "Namensänderungsverordnung" für Aufregung: "Ab 1.1. müssen alle Juden, ob getauft oder nicht, als zweiten Vornamen den Namen Israel, alle Jüdinnen den zweiten Namen Sara führen. [...] Die biblischen, berühmten Namen sind den Juden gesperrt."

Die schlimmste Zumutung für Jochen Klepper ist aber der Gedanke an eine mögliche Zwangsscheidung. Den bringt Dr. Hugo Koch, Jochen Kleppers "weißer Rabe" und zuständiger Referent im Propagandaministerium in einem mehr als einstündigen Gespräch am 2. September auf ("Das wärmste und schwerste Gespräch, das wir je miteinander führten"). Koch deutet "große Erschütterungen" an, weiß von Plänen zur weiteren Verschärfung antisemitischer Maßnahmen, rät dringend dazu, die Kinder außer Landes zu bringen – und selbst auszuwandern.

In zwei Punkten widerspricht Jochen Klepper ihm energisch: Auswandern kommt für ihn selbst nicht in Frage. Er sei dann von seinem Volk abgeschnitten und würde kein Wort mehr zu Papier bringen können, erklärt er Koch. Und vor die Alternative "Ehe oder Vaterland" gestellt, würde er sich für die Ehe entscheiden. Da geht er keine Kompromisse ein. Das ist die unüberschreitbare Grenze. Es ist ein Notizzettel Jochen Kleppers zu diesem Gespräch erhalten, darauf steht die Bemerkung "Koch de seperdione" (= von der/über die Selbstvernichtung). Eher Selbstmord als Scheidung? – Den Rat, die Auswanderung der Töchter zu betreiben, nimmt er sich zu Herzen, und darüber wird er sich auch umgehend mit Hanni einig. Die Sache mit der Zwangsscheidung verschweigt er ihr. Der Tagebucheintrag vom Abend dieses 2. September schließt mit den Worten: "Eins weiß ich: Gott ist kein Quäler, wenn auch der Richter und immer der Führer; und über allem der Vater."

Fast hat es den Eindruck, als lebe Jochen Klepper in diesem Jahr 1938 in parallelen Welten. Die Situation seiner Familie wird immer prekärer, das Regime drosselt den Juden systematisch die Luft ab und ihren "arischen" Ehepartnern gleich mit, wenn sie sich nicht trennen. Aber zur selben Zeit erntet Jochen Klepper als Schriftsteller Anerkennung und wird als das wahrgenommen, was er immer sein wollte: ein protestantischer Dichter, ein Dichter der Kirche. Der handgreifliche Beweis dafür ist das "Kyrie". Am 18. September hält er die ersten Exemplare des Gedichtbandes in Händen. Binnen kürzester Frist gelangt das Buch in die Hände vieler Kantoren und Komponisten geistlicher Musik. Fast wöchentlich bekommt Jochen Klepper Tonsätze seiner Lieder zugeschickt. Auch die Theologen nehmen das "Kyrie" ganz überwiegend positiv auf. Erich Stange etwa, inoffiziell immer noch Leiter des Evangelischen Jugendwerkes in Deutschland, würdigt in einem Brief Anfang Oktober "die enge Verbindung zwischen Schriftwort und Dichtung", lobt, dass die Lieder "durchweg Gebet oder Zuspruch sind. Gerade so steht diese Dichtung im Zentrum der Gemeinde". Das trifft sich mit Jochen Kleppers eigenem Verständnis von geistlicher Dichtung, das er in den Wochen zuvor in seinem Aufsatz Das göttliche Wort und der menschliche Lobgesang entfaltet hat.

Aber grau ist alle Theorie. Entscheidend ist, dass die Lieder und geistlichen Gedichte nicht nur zur Kenntnis genommen, sondern vorgetragen und wirklich gesungen werden. Genau das setzt nun ein. Pfarrer Kurzreiter will Lieder aus dem "Kyrie" in der Mariendorfer Gemeinde einsetzen. Das Telefon steht nicht mehr still vor Anfragen und Dankadressen, der Briefkasten quillt über von Briefen, in denen Jochen Kleppers Leser ihre Erfahrungen mit den Gedichten – und mit dem "Vater" schildern. Noch ein Vierteljahr, dann wird Jochen Klepper realisieren: "Das für mich Unfassliche ist geschehen; das 'Kyrie' ist in die Häuser gedrungen."

Nachdem der Druck auf Kleppers Frau und Töchter immer stärker wird, nimmt sich das Ehepaar zusammen mit Tochter Renate am 10.12.1942 gemeinsam das Leben. Renate war am selben Tag die Ausreise nach Schweden verweigert worden, ihr drohte die sofortige Deportation in die Vernichtungslager im Osten. Johanna und Jochen Klepper war wiederholt die Zwangsscheidung angedroht worden. Brigitte überlebte als einziges Familienmitglied den Krieg. Sie war mit einem der letzten humanitären Kindertransporte nach Großbritannien ausgereist.

(Quelle: ERF Medien / Autor: Markus Baum)


Oh Heiland reiss die Himmel auf

Hilferuf gegen Krieg und Hexenverfolgung

Als der Jesuit Friedrich Spee dieses Adventslied schrieb, tobte der Dreissigjährige Krieg (1618–1648). Es war eine Zeit, die ungeheures Leid über die Bevölkerung in Mitteleuropa brachte, nicht nur durch die Kämpfe, sondern auch durch Seuchen und Hungersnöte. Zwischen den Konfessionen herrschte Krieg, und der Hexenwahn erreichte seinen erschreckenden Höhepunkt. Wer diesen Hintergrund kennt, versteht augenblicklich, weshalb «O Heiland, reiss die Himmel auf» etwas von einem Klagelied ausstrahlt, das sich ungeduldig an Gott wendet.

«Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt?», singt Spee. Seine Klage: «O komm, ach komm vom höchsten Saal, komm, tröst uns hier im Jammertal» war nicht einfach fromme Poesie, sondern ein echter Hilfeschrei.

Dieser war umso glaub­würdiger, als Friedrich Spee sich mutig und entschieden für die Notleidenden eingesetzt hat. 

Sein berühmtestes Buch ist die «Cautio criminalis». Darin zerpflückt er den Hexenglauben als Wahn und prangert die Hexenverfolgung als Verbrechen an. Damals musste der Jesuit wegen dieses Buches sogar von seinem eigenen Orden disziplinarische Massnahmen erdulden.

Spee, der selbst aus dem Adel stammte, trug Verwundete vom Schlachtfeld, stand den Aussenseitern bei, kämpfte für Gerechtigkeit und starb 1635, weil er sich bei seinem unermüdlichen Einsatz für die Leidenden die Pest zugezogen hatte.

(Quelle: Kirchenbote evang. Kirche Thurgau)


Du bist einmalig


Die drei Leuchter

Tolles Buch, danke Daniela :-)


Die drei Atheisten


Ein besonderes Fest

Ein besonderes Fest

"Zum Glück muss ich wenigstens nicht arbeiten.", dachte er sich und wendete verächtlich den Blick von den Bauarbeitern ab, die in der eisigen Kälte dabei waren, eine kaputte Ampel zu reparieren. Solch eine Drecksarbeit an Heiligabend.


Die Arbeiter schienen sichtlich zu frieren. Keiner war besonders warm angezogen. Ihre Körperhaltung war angespannt. Minus drei Grad zeigte ihm das leuchtende Display des Wagens an. Sein stolzes Lächeln spiegelte sich in der glänzenden Oberfläche der Amatur. Der neue Wagen war wirklich toll.


Wenig später bog er in seine Straße ein, vorbei an dem kleinen, schäbigen Haus der Nachbarsfamilie und parkte in seiner eigenen kiesbestreuten, beleuchteten Einfahrt.


Das Haus wirkte wie ein riesengroßes, schwarzes Loch mit seinen unzähligen dunklen Fenstern. Das er Weihnachten alleine verbrachte, war er gewohnt und es machte ihm nichts aus. Er freute sich auf die angenehme Ruhe, auf den teuren Rotwein und die feine Ente, die er besorgt hatte.


Während er in seiner Küche saß, den Wein genoss und den beruhigenden Klängen der Engelschöre lauschte, konnte er durch die großflächige Verglasung seines Wohnzimmers das Nachbarhaus beobachten. Mittlerweile war es dunkel geworden und es fielen einzelne Schneeflocken.

Die Küche der Nachbarn verbreitete ein gelbliches Licht in der Dunkelheit. Die Eltern schienen mit ihren Kindern zu kochen. Die Küche war deutlich zu klein für vier Leute. Sie alle waren beschäftigt mit den Vorbereitungen des Weihnachtsessens und standen sich dabei ständig im Weg. Anstrengend.


Mit der Fernbedienung drehte er die Bodenheizung zusätzlich weiter auf und bald wurde die Wohnung wohlig warm. Während er die fallenden Schneeflocken beobachtete, kamen ihm mit einem Mal die Bauarbeiter in den Sinn. Ob sie wohl immer noch beschäftigt waren? Hatten sie wohl Familie zuhause, die sie sehnlich erwarteten? Es war wirklich viel zu kalt, um stundenlang in der Kälte zu arbeiten.


Verärgert schüttelte er den Kopf. Energisch, als ob er somit auch die lästigen Gedanken verscheuchen wollte.


Später konnte er nicht genau erklären, warum er wenig später den guten Entenbraten kalt werden ließ und sich auf den Weg machte. Er parkte in der Nähe der Baustelle und fand diese leer vor. Die Bauarbeiter waren allesamt weg, vermutlich daheim bei ihren Familien. Er fühlte sich mit einem Mal sehr einsam und ärgerte sich über dieses Gefühl.


"Brauchst Du Hilfe?", vernahm er die Stimme eines Obdachlosen, der sich auf einige Treppenstufen gekauert hatte. Diese Frage löste irgendetwas in ihm aus, Tränen rannten mit einem Mal seine Wangen herunter und fühlen sich heiß auf seinem kalten Gesicht an. Der Obdachlose streckte ihm wortlos eine Flasche billigen Rotwein hingegen. Als er wenig später neben dem Mann auf der Treppenstufe saß, sie sich leise unterhielten und den günstigsten Wein tranken, den er je gekostet hatte, durchströmte ihn trotz der Kälte mit einem Mal eine wohlige Wärme.

In der Ferne hörte er die Kirchturmglocken läuten und hatte noch nie so ein weihnachtliches Gefühl gehabt. Noch viele Jahre später dachte er wieder an diesen Moment, wenn er an Weihnachten alleine in seiner eigenen Küche saß.

(Quelle: Weihnachtsgeschichte.biz)


Ein Weihnachtsfest im Krieg - Sarajewo 1993

Ich war 15 Jahre alt und wohnte bei einer Tante auf dem Land. Wir waren einmal 12 Geschwister.

Nun waren fünf meiner Brüder Soldaten, ein Bruder fiel ein Jahr davor, die vier jüngeren Geschwister waren irgendwo in der Welt verstreut. Wenn sie noch lebten! Wir wussten es nicht, denn der Krieg hatte uns getrennt. Nur meine Eltern, meine Schwester und ich waren noch da.

Aber ich wollte euch die Geschichte von einem Weihnachtsfest 1993 erzählen.

Wieder einmal war es Weihnachten geworden. Da meine Tante es ermöglichen konnte, wollte ich das Weihnachtsfest gerne mit meiner Schwester und den Eltern verbringen. So wurde ich also in den Zug gesetzt und die Reise konnte losgehen. In Kriegszeiten ist eine Zugreise nicht mit Bahnfahren in Friedenszeiten zu vergleichen. Es konnte immer etwas dazwischen kommen. Sei es eine Bombe, die zufällig die Gleise traf oder noch schlimmeres. Zwischen Hoffen und Bangen kam ich also spät abends am Bahnhof in Sarajewo an. Ein Bahnbeamter sagte mir, ich solle ja nicht durch die Hauptstrasse gehen, weil da immer wieder Heckenschützen lauerten. Auch wenn es gerade mal eine Feuerpause gäbe, wäre es zu gefährlich.
Als am Stadttheater vorbei kam, gab es Fliegeralarm. Irgendwer zog mich in einen Bunker. Eng aneinander gekauert saßen wir da. Der Krach und das Pfeifen, wenn die Bomben fielen, waren schrecklich. Überall krachte es und die Einschläge waren beängstigend nah. Nach der Entwarnung machte ich mich mit meinem großen "Familienkoffer" auf den Weg nach Hause. Im Koffer befanden sich Konserven und anderes Essbares, alles Geschenke der Dorfbewohner für die Eltern und Nachbarn. Je näher ich nach Hause kam, desto schwerer wurde der Koffer. Glaubte ich jedenfalls! Mutter wird sich sicher über die vielen guten Sachen freuen, dachte ich. Ein Jahr zuvor hatten wir alles verloren. Umso schöner war es, unsere Ersatzwohnung unversehrt vorzufinden. Ich war zu Hause! Doch da war niemand!

Voller Angst und todmüde legte ich mich in der Küche auf die Holzbank. Bald schlief ich tief und fest. Am Morgen gab es endlich das ersehnte Wiedersehen mit Eltern und Schwester. Da Vater krank war, hatten sie im Bunker übernachtet, er sollte ein wenig Ruhe haben. An einen Tannenbaum war nicht zu denken. Woher sollte der auch kommen? Es gab ja nichts.

Doch als meine Mutter den Koffer öffnete, trauten wir unseren Augen nicht. Für jeden von uns lag ein kleines Päckchen mit selbstgebackenen Keksen drin, für Vater eine Zigarre und für Mutter ein wollenes Tuch. Das Schönste aber war der kleine grüne Tannenzweig mit der Kerze, den die Tante mit ins Paket gelegt hatte. Mein größtes Weihnachtsgeschenk aber war das Wiedersehen mit meinen Eltern und meiner Schwester, mit Freunden und Bekannten.

Das ist jetzt fast 8 Jahre her. Inzwischen leben wir wieder in Sarajewo, aber es hat sich sehr viel verändert.
Janina

(Quelle Janina Biedermann)


Existenziell berührt

Licht. So ein Licht! So ein ärgerliches Nachttischlämchenlicht. Es ist 6.30 Uhr. Verschlafen schiebt sich Thomas Merz aus dem Bett. Alles noch dunkel draussen. Klar. Ist halt noch nicht Frühling. Muss man durch. Jeden Morgen wieder.

Gequält streckt sich die linke Hand Richtung Zimmerdecke. Die rechte verschämt Richtung Mund. Obwohl: Er kann ihn aufreissen, so weit er will. Gähnen, so viel er will. Ist eh keiner da.

Radio an. Und die Kaffeemaschine. Wassser in die Kanne. Filter in den Trichter. Pulver in die Tüte. Vier Löffel. Dann Zähne putzen, rasieren, Haare wachen. Achseln einsprühen - jeden Morgen das gleiche Ritual. Alltagsmorgen.

Ein müder Blick aus dem Fenster. Wie ist das Wetter heute? Wieder feucht und kühl und nebelig? Wie beinahe jeden Tag während den letzten Wochen? Der Himmel scheint klar. Jedenfalls kein Regen. Und kein Schnee.

Als ihm beinahe die Zahnbürste aud der Hand fällt. Draussen ist auf einmal alles taghell. Taghell um 6.40 Uhr. Im Winter! Licht! So ein Licht! Und ein Knall. Dauert's eine Sekunde? Drei Sekunden? Was ist das? Für einen Moment stimmt nichts mehr. Ist die Nacht nicht mehr Nacht, der Morgen nicht mehr Morgen, Thomas Merz nicht mehr Thomas Merz. Für einen Moment steht die Erde still. Jagen Panik und Glück durch seine Seele. Träumt er noch? Ist er verrückt geworden? Ist das das Ende der Welt? Oder der Anfang? 

Radio an. Mit zitternden Fingern. Gute-Laune-Musik wie immer. "Gleich Viertel vor sieben!" Weiss er doch längst selbst. Anderer Sender. Und endlich die Nachricht.

"Ein Lichtphänomen am Himmel hat vor wenigen Minuten die Bevölkerung in unserem Sendegebiet in Aufregung versetzt. Wie die Polizei mitteilt, haben sich zahlreiche Menschen gemeldet, die von einen grellen Blitz und einem anschliessenden Knall berichtet haben. Manche sprechen von einem UFO."

Thomas Merz wischt sich Schweiss von der Stirn. Hat er Angst gehabt? Wenigstens ist er nicht verrückt geworden. Wenigstens haben auch andere gesehen, was er gesehen hat.

Aber was um alles in der Welt war das? Was ist passiert? 

Stunden später die Aufklärung: nein, kein UFO, natürlich nicht. Die Europäische Weltraumbehörde meldet, dass es sich wohl um einen Meteoriten gehandelt hat, der in fünfzig bis hundert Kilometern Höhe in der Atmosphäre verglüht ist. Entwarnung also. Aber immer noch rufen Menschen bei der Polizei an, bei den Zeitungen, in den Radio- und Frensehredaktionen. Müssen einfach erzählen. Von grossen Glücksgefühlen, die das unerwartete Licht bei ihnen ausgelöst hat. Oder vom glatten Gegenteil: von Angst und Panik. Experten werden befragt. Sie sagen, dass so eine besondere Lichterscheinung die Menschen existenziell berührt. Ganz tief drinnen etwas macht mit Ihnen. 

Existenziell berührt. 

Wie damals auf den Hirtenfeldern, denkt Thomas Merz. Da ist auch auf einmal ein helles Licht in die dunkle und trübe Alltagsroutine der Hirten geplatzt. Und hat Angst und Schrecken verbreitet. Aber auch Freude und Glück. Sie waren wirklich existenzieil berührt. Kann man nachlesen. Lukas 2. Damals ist ein Engel erschienen mit einer Ankündgung, die bis heute an jedem 24. Dezember in den Kirchen vorgelesen wird. Und nicht nur da. "Fürchtet euch nicht. Siehe, ich verkündige euch grosse Freude, die allem Volk widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids."

Existenziell berührt!

Wie damals die Weisen aus dem Morgenland, denkt Thomas Merz. Die sehen ein helles Licht am Himmel. Einen Stern vielleicht. Und wissen sofot: Etwas Besonderes ist geschehen. Etwas Aussergewöhnliches. Sie müssen hin, koste es, was es wolle. Und sie machen sich auf eine lange beschwerliche Reise. Am Ende finden sie ein Kind in der Krippe und erfahren: "Euch ist heute der Heiland geboren."

Existenziell berührt!

Wie irgendwann einmal, wenn dieses Kind aus der Krippe als göttlicher Herrscher zurückkommt auf die Erde, denkt Thomas Merz. Wie heute Morgen wird es vielleicht sein. Taghell mitten in der Dunkelheit. Und so ähnlich wie heute Morgen werden Menschen wohl reagieren. Glücklich oder erschrocken. Und das hat dann etwas damit zu tun, ob sie sich über die Ankunft dieses Heilands freuen. Ob sie ihn kennen oder nicht. Ob sie sich von ihm beglückt oder bedroht fühlen. 

Existenziell berührt.

Na ja, heute Morgen war's noch nicht so weit, lächelt Thomas Merz. Aber er kann sie nun ein bisschen besser verstehen, die Hirten und die Weisen. Und er weiss, dass er sich freuen möchte, wenn's eines Tages so weit sein wird und das Licht zurückkommt. 

(Quelle: 24+2 Weihnachts Licht Geschichten / Jürgen Werth)


Terror is Error

Sie werden ihn kaum kennen: den Engel Menor. Er ist im Himmel in der Abteilung "Auswärtige Dienste" tätig. Selbstverständlich singt er nebenbei auch im Engelchor. Sein Tenor klingt himmlisch!

Eines Tages hat der Engel Menor die Ehre, eine göttliche Intervention auf dem Planeten "Erde" vorzubereiten.

Eine göttliche Intervention?

Auf Planet Erde?

Groosssartig!

Menor ist total begeistert. 

Er liebt Action!

Für so was ist er genau der Richtige!

Um die Himmelsintervention vorzubereiten, meldet er sich freiwillig als Kundschafter. Er war noch nie auf einer irdischen Geheim-Mission unterwegs. Das wird spannend! Zusammen mit anderen Engeln macht er sich auf zur Erde.

Was Menor dann aber antrifft, enttäuscht ihn doch ganz gewaltig. Obwohl die Menschen durchaus schöne Gesangs-Chöre auf die Beine gestellt und ein paar interessante Melodien komponiert habe, läuft es in Sachen Beziehungen alles andere als harmonisch.

Menor stellt sachlich fest: "Auf der Erde regieren Gold und Geld. Das Beziehungsklima muss als frostig bezeichnet werden. Obwohl viele Menschen von Liebe träumen, herrschen vielerorts Egoismus und Gewalt. Die Starken unterdrücken die Schwachen. Das Ganze wirkt wenig überzeugend."

Nachdenklich kehrt Menor in den Himmel zurück. Er hat sich seine Meinung gebildet, klar und eindeutig: "Auf der Erde sollte man einmal so richtig aufräumen."

Da kommt ihm eine Idee. Der himmlischen Intervention könnte man ein Aufräum-Detachement vorausschicken. Dieses würde dann mit harter Hand durchgreifen. Und zwar so richtig! Unter dem Motto: "Wer nicht spurt, wird bestraft!"

Engel Menor fassst seine Vorschläge in einem Manifest zusammen. Beim Titel allerdings zögert er. Denn "Aufräumaktion" na ja, das klingt irgendwie zu wenig spektakulär. Er sucht nach einem radikaleren Wort. 

Wie wäre es zum Beispiel mit "Schrecken für Gottlose"? Oder noch prägnanter, und erst noch in der lateinischen Sprache, der Fachsprache vieler Menschen: "Actio Terroris"?

Genau das ist es! Das trifft den Punkt: Actio Terroris! Ein Prozess des Entsetzens! Ein Gericht, sozusagen!

Am nächsten Tag kommt der Engel Gabriel ins Büro. Er legt das Manifest aufs Pult - mit einigen persönlichen Anmerkungen versehen. In Rot.

Mit Schrecken liest Menor sofort Gabreiels Korrektur: "Terror ist Error!".

Gabriel erklärt es ihm:

"Mein lieber Menor. Gott ist Liebe. Liebe bedingt Freiheit. Freiheit bedingt Bereitschaft zum Risiko. Gott geht das Risiko der Wahlmöglichkeit ein, selbst wenn in vielen Fällen die freie Wal zur menschlichen Qual wird.

Gottes Intervention ist zuerst einmal ein Angebot der Liebe, lieber Menor. Gottes Sohn wird Mensch, um Gottes liebevollen Willen zu verkünden. Und um unter den Menschen den Willen seines Vaters zu tun."

Menor ist ganz verdattert. Was Gabriel da gesagt hat, das muss er jetzt erst mal verdauen und sich nochmals durch den Kopf gehen lassen.

Aber mitten in seine Überlegungen hinein wird er von Gabriel angewiesen, sich bitte nicht ablenken zu lassen - und eine Krippe in einem Stall von Bethlehem vorzubereiten. Und zwar jetzt!

Um ehrlich zu sein: Menor versteht den Himmel nicht mehr. 

Eine Krippe? In einem Stall? In Bethelehem? Das solleine himmlische Intervention sein? Und weit und breit kein Aufräum-Detachement? Und kein Gericht? Kein Prozess? Keine Drohungen? 

Schwierig....

Gabriel geht zur Tür. Dort dreht er sich aber noch einmal um:

"Ähm, Menor... Unterschätze bitte niemals die Bedeutung der armseligen Krippe. Und denk immer an das Code-Wort Jes-fünf-drei-eins."

Jesaja 53,1: "Wer hätte geglaubt, was uns da berichtet wurde? Wer hätte es für möglich gehalten, dass die Macht des Herrn sich auf solche Weise offenbaren würde?"

(Quelle: Neues aus Bethlehem Markus Brunner)


Eine Weihnachtsgeschichte

Ich stand am Fenster unserer warmen Stube und sah hinunter auf die Straße. Es war ein Tag vor Heiligabend. Draußen tobte ein eisiger Schneesturm und fegte den schon am Vortage reichlich gefallenen Schnee zu hohen Wehen zusammen. Sie türmten sich vor jedem Gartenzaun und versperrten die Hofpforten. 

Wer nichts draußen zu schaffen hatte, fühlte sich am bollernden Ofen im Zimmer, durch das der Geruch der in der Ofenröhre schmorenden Bratäpfel zog, wohlig. In unserer Wohnstube war es warm und gemütlich. Im Sommer hatten wir mit dem Vater reichlich Holz im Wald gesammelt und im Hof hinter dem Haus gestapelt. Nun konnte es Weihnachten werden.

Mutter schmückte schon den Weihnachtsbaum und ich durfte die kleinen Krippenfiguren aufstellen. Alle Arbeiten im Haus waren fast beendet. Zufriedenheit mischte sich mit heiterer Behaglichkeit und Feststimmung kam auf. Sie blitzte aus jedem Winkel unserer kleinen Wohnung im Erdgeschoss des Mietshauses in der Roßtrappenstraße. Tagelang hatte Mutter geputzt und gescheuert, um die Festtage vorzubereiten.

Ausser mir und meinen Eltern wußte keiner über das Geheimnis unter unserer Wohnung im Kellergeschoß. Dort unter dem Holzboden hatten wir eine jüdische Familie versteckt.

Das würde ein frohes Familientreffen geben mit gegenseitigen kleinen Geschenken, und Überraschungen. Welche Überraschung mich wohl erwarten würde, was es wohl sein könnte, was die Mutter mir Morgen schenken würde. Auf einmal erklang von der Straße unten, das Weihnachtslied “Stille Nacht, heilige Nacht”. Eine Drehorgel spielte es und eine zitternde Frauenstimme sang dazu. Ich trat ans Fenster und sah hinunter zu den Straßensängern. Ich sah eine ärmlich gekleidete Frau, die sich zum Schutz gegen die Kälte ein altes Tuch um den Kopf gewunden hatte. Plötzlich brach das Lied ab. Man hörte eine Männerstimme schimpfen. Ich zuckte nach hinten. Dann hörte ich marschierende Stiefel auf der Strasse, sie wurden immer lauter und kamen unserer Wohnung näher. Nazis waren unterwegs, um versteckte Juden zu suchen. Sie klopften an unserer Tür. Wir erstarrten und standen zitternd in der Küche. Die Versteckten waren direkt unter unserem Boden und hörten wie die Nazis, erst die Eltern einem nach dem anderen ausfragten.

Sie durchsuchten die ganze Wohnung. Vati und Mutti hielten still und verrieten unser Geheimnis nicht. Dann trat einer von ihnen auch zu mir. Meine Hände zitterten, als er sich bückte, mir in die Augen schaute und mit leiser, freundlicher Stimme fragte: „Habt ihr Juden bei euch zu Hause?“

Ich zögerte erst mit meiner Antwort, ich wusste nicht was ich sagen sollte, dann aber sagte ich „Ja“. Die Eltern erschraken und bekamen beinahe einen Herzanfall. Die Nazis baten mich höflich, sie zu ihnen zu führen. So lief ich ihnen voran und führte sie durch den Flur ins Wohnzimmer, wo unser schöner Weihnachtsbaum aufgestellt war und wo ich gerade erst die Krippenfiguren aufgestellt hatte.

Ich bückte mich unter den Baum und holte das kleine jüdische Christkind Jesus aus der Krippe und zeigte es ihnen.

Die beiden Nazis schauten verwirrt, drehten sich abrupt um und verließen das Haus. Die verängstigten Juden, die unter dem Boden versteckt waren, dankten Gott für ihre Rettung.

Erleichtert und fröhlich umarmten wir uns. Nun konnte die Weihnachtsfeier in voller Gemütlichkeit beginnen, erfüllt mit doppelter festlicher Freude.

(Quelle: Doron Schneider)


Die vier Kerzen 


Weihnachten und Leid (Magdeburg)

Nachtwache
Die Anwesenheit Gottes hat in unserer Welt eine erschütternde Verletzlichkeit. In Anbetracht von Not und Leid habe ich diese Erschütterung zuzulassen: dass nicht nur wir, sondern Gott selbst verletzt werden kann. Nicht sein Wesen, seine Anwesenheit in unserer Welt wird unter uns verletzt. Wir fragen reflexartig: Warum lässt Gott das zu? Doch anstatt zu fragen: Ist Gott da?, wäre es angemessen, dass wir fragen: In welchem Ausmaß ist Gott da? Denn dies Maß kann zunehmen, und es kann abnehmen. Das ist für mich der erschütternde Kern des Evangeliums.

Wir sagen schnell, wir seien "erschüttert". Erschütterung aber soll nicht eine kurze Betroffenheit, sondern eine schmerzhafte Einsicht sein: mehr als jede Weisheit lässt die Not uns erkennen, in welcher Wirklichkeit wir leben - was also unsere Welt bedeuten: Der ordinäre Glaube an eine Allmacht, die etwas tun könnte, es aber offenkundig nicht will –, eine Allmacht, die etwas tun müsste, es aber nicht tut – dieser Glaube an einen allmächtigen Gott wird zurecht erschüttert. Es bedeutet, dass die Präsenz Gottes in unserer Welt verletzlich ist: "Seht das Lamm Gottes!" (Joh. 1,29).

Wirkliche Erschütterung im Angesicht von Leid und Not bedeutet, dass wir die Lammesnatur Gottes erkennen – und so beginnen, uns endlich selbst ernst zu nehmen in allem, was wir tun und unterlassen. Es bedeutet, dass wir beginnen, Gott in unserer Welt zu schützen.

Der allmächtige Gott hatte offenkundig die Macht, eine Welt zu erschaffen, in der er nicht allmächtig ist. In dieser finden wir uns vor! Wir finden uns als Wesen vor, die lieben können, es aber nicht müssen. Es ist eine Welt, die den Willen Gottes tun kann, es aber nicht muss, eine Welt, die nicht einem allmächtigen Spiel unterworfen ist, sondern zu einem verletzlichen Geschehen berufen ist: Es ist das, was wir "Das Gebot der Liebe" nennen. Das Wechselspiel der Liebe besagt: Vertrau dich in deiner Bedingtheit, in deiner Berufung und deinem Scheitern, von ganzem Herzen der Präsenz Gottes an!

Es hat doch seinen Grund, dass Jesus uns nicht beten lehrte: "Gottes Wille geschieht", sondern: "Gottes Wille geschehe". Denn es ist die schmerzhafte Erschütterung, dass dieser Wille in unserer Welt nicht unbedingt geschieht. Der Wille Gottes ist bedingt an das Ja-Wort unserer Liebe. Wir haben uns auf eine erschütternde Weise ernst zu nehmen: Diese Welt ist keine Unterwerfungsgeschichte unter einen allmächtigen Gott. Sie ist in all ihrer Abgründigkeit und Verletzbarkeit eine Berufungsgeschichte, eine Liebesgeschichte mit dem Höchsten. Das ist die Erschütterung, dass wir einzusehen haben: Wir sind dem Willen Gottes nicht unterworfen; er muss nicht geschehen.

Darum will ich lernen, mit der verletzlichen Liebe – die nichts anderes als ein Name für die Anwesenheit Gottes ist – zusammenzuspielen und so dies Heilige mehren. Ich glaube, das ist mit dem Wort des Paulus gemeint: "Dämpft nicht, verletzt nicht - wörtlich: schändet nicht (!) - den Heiligen Geist."

Euer Martin

(Quelle: Martin Schleske / Geigenbaumeister & Physiker / LinkedIn)


Geheimnis von Weihnachten

Lass dieses Geheimnis von Weihnachten mal nah an Dich ran:

Wir wollen großartiger erscheinen, als wir sind.
Gott wird freiwillig viel unscheinbarer, als er ist.

Alle wollen hoch hinaus.
Er beugt sich tief hinab.

Alle wollen erwachsen und cool wirken.
Er wird ein Baby.

Er ist so anders.

Der Größte wird der Kleinste.
Der Ärmste wird erhoben.
Das Unscheinbare gekrönt.
Die Verirrten werden heimgeholt.
In der Nacht der Geschichte ein heller Stern.

Weihnachten macht alles anders.

Stellt unsere Maßstäbe auf den Kopf.

Ein schreiendes Baby.
Eine Frau, ein Mann.
Ein Stall, irgendwo.

Und die Engel singen: „das ist das Größte, was je geschehen ist!“

Schon viele Menschen wollten Götter sein.
Nur ein Gott wollte Mensch sein.
Um uns nahe zu kommen.

Wahrhaft selige Nacht.
Frohe Weihnachten!

(Quelle: Johannes Hartl, LinkedIn)


KRONE, KRIPPE, KREUZ UND KOHLENFEUER

Jesus Christus

Du hast Deine himmlische Krone abgenommen

Du kommst als Säugling in die Krippe

Du tauschst Edelmetall gegen Holz

Du hast als Zimmermann die meiste Zeit Deines Lebens mit Holz gearbeitet

Du wusstest, wie man Nägel einschlägt

Du warst mit Holzbooten unterwegs

Du hast an Tischen das Leben geteilt

Du ließest dich aufs Kreuz legen

Du hast damit Deine Liebe zu mir festgenagelt

Du erwartest mich als Auferstandener an jedem Meer der Enttäuschung am Ufer

Du lädst auch mich am Kohlenfeuer (Joh.21,9f) ein zum Fest mit Dir

Du sitzt jetzt im Regiment und zugleich neben mir

Du hast Raum für mich in Deiner Herberge

Du krönst mich mit Gnade und Barmherzigkeit

Deine Krone wackelt nicht

Mit Dir bin ich nicht auf dem Holzweg, sondern auf dem Heimweg

Danke!

 

(Quelle: https://elcasa-maennedorf.ch/  Christa Gatter, Gastgeberin im elcasa männedorf, Assistentin des Gesamtleiters und in der Öffentlichkeitsarbeit von acasa männedorf tätig.)